Zurzeit stehen viele Paare durch die Corona-Pandemie unter Druck. Die meisten von uns sind gezwungen, viel näher miteinander zu leben. Dies wird auch in der gemeinsamen Kommunikation sichtbar.

Jetzt, wo wir mit einer grossen Herausforderung konfrontiert sind, fällt es manchen Paaren nicht leicht, sich über persönliche Probleme auszutauschen. Alte Themen und Konflikte, die seit langem nicht wirklich geklärt werden konnten, brechen jetzt auf.

Wenn wir in der Partnerschaft versuchen, Konflikten aus dem Weg zu gehen und trotzdem immer wieder hineingeraten, dann liegt das daran, dass wir nie gelernt haben, mit Konflikten in einer Weise umzugehen, die für beide förderlich ist.

Paare geraten so in eine rechte Distanz zueinander. Die Intimität bleibt auf der Strecke.

Wir versuchen unsere Bedürfnisse, unsere Unzufriedenheiten und Kritiken auszudrücken, in der Hoffnung, dass sich etwas ändert. Doch was geschieht, wenn es beim Partner nicht ankommt?

Ist es nicht so, dass …

  • wir uns nach mehr Vertrauen, Tiefgang und Respekt sehnen?
  • wir uns wünschen, verstanden zu werden?
  • wir nicht ungerechtfertigt kritisiert werden möchten?
  • wir beachtet und anerkannt werden möchten?
  • wir unseren Freiraum haben möchten? Und gleichzeitig uns verbunden fühlen wollen?
  • wir nicht unter Druck gesetzt werden und Verhaltensweisen an uns verändern sollten?
  • wir so akzeptiert und geliebt werden wollen, wie wir sind?

Und doch fühlen sich einige einsam in ihrer Partnerschaft. Sie wollen aktiv dazu beitragen, dass Konflikte geklärt werden, wissen aber nicht genau, wie sie das erreichen können. Verständlich, dass dies noch mehr in Enttäuschung, Überforderung oder wiederholten Streitigkeiten führen kann. Gespräche um wesentliche Themen werden zum Teil aus Frustration vermieden.

Wenn nur die Dynamik dahinter verständlich würde!

Die Kunst der Kommunikations- und Konflikt-Kompetenz kann man erlernen

Vielleicht gehört ihr zu den Paaren, bei denen Gespräche zu einem gegenseitigen Verständnis führen. Beide fühlen sich gehört, gesehen und verstanden. Ihr habt eine Form gefunden, euch in die Dynamik einzufühlen. Dann ist es Zeit, dies zu feiern.

Wenn nicht, ist es notwendig, euch um die gemeinsame Kommunikation zu kümmern., wenn ihr nicht wollt, dass eure Partnerschaft weiter beschädigt wird.

Es lohnt sich, dafür zu sorgen, dass ihr euch wieder näherkommt. Dass ihr versteht, welche Dynamiken zu Konflikten führen.

Wie spielt sich die Kommunikation ab?

Gehörst du zu denen, die versuchen über ihre Themen zu reden, zu diskutieren und miteinander zu argumentieren? In der Hoffnung, dass dich der andere versteht und nicht nur akzeptiert, was du sagst, sondern auch in deinem Sinne handelt?

Gehst du oft mit Vorstellungen ins Gespräch, was du erreichen willst und bist nachher enttäuscht, wenn du dein Ziel nicht erreicht hast?

Und bist du vielleicht überfordert und enttäuscht, wenn sich stattdessen dein Partner kritisiert fühlt, sich verschliesst und zurückzieht? Und wenn er wenig von sich preisgibt.

Dies führt allenfalls zu noch mehr Schweigen, Rückzug und Distanz zueinander oder Wortgefechten und Spannung.

Leider ist es so, dass sich innere Muster und Dynamiken nicht einfach mit dem Willen verändern und ausmerzen lassen. Wenn wir gemeinsam anerkennen, dass wir es nicht einfach miteinander haben (und nicht mehr weiter frustriert kämpfen), ist ein erster Schritt getan. Dies ermöglicht uns einen weiteren Blick auf unser Handeln. Dann entsteht auch ein Raum, wo bewusst versucht werden kann, schrittweise die Verhaltensmuster zu ändern. Wirklich schrittweise und übend, weil es keine Möglichkeit gibt, alte Verhaltensweisen einfach wegzulassen.

Es gibt nicht den einen Schlüssel, sondern viele einzelne. Tatsächlich beginnen wir mit dem Experiment, ein paar Dinge wegzulassen und zu sehen, wie sich die Partnerschaft dann anfühlt.

Im Folgenden gebe ich euch 3 Schlüssel, die helfen, in herausfordernden Zeiten, eine richtige Sprache zu finden:

1. Schlüssel: Lege für ein paar Tage alle Erwartungen und Forderungen an den Partner zur Seite.

Eine der häufigsten Erwartungen ist, dass sich dein Partner anders verhalten soll. Eine weitere Erwartung kann sein, dass dein Partner bestimmte Dinge tun oder mit etwas aufhören soll.

Kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn du aufhörst, für ein paar Tage, alle Erwartungen und Forderungen auf die Seite zu legen? Und was geschieht, wenn das dein Partner dir gegenüber tut?

Unerfüllte Erwartungen und Forderungen führen oft zu Enttäuschung und Frustration.

Einer von euch beiden kann damit anfangen, diesen Kreislauf zu unterbrechen!

Lass dich damit experimentieren, Erwartungen und Forderungen zu identifizieren und für ein paar Tage wegzulegen.

2. Schlüssel: Höre auf, den Schuldigen zu suchen für das, wie es dir oder der Partnerschaft geht.

Keiner ist schuld. Niemand will einen Konflikt verursachen. Aber es gibt ein Problem in der Kommunikation und mit automatisierten Reaktionen. Hier muss ein gemeinsamer Weg gefunden werden, diese Phänomene zu erkennen und zu verändern.

Lass dich wahrnehmen, was geschieht, wenn du in der Frage nach der Schuld stecken bleibst.

Lass dich auch wahrnehmen, ob und in welcher Form dir die Schuldfrage weiterhilft, bzw. bisher geholfen hat. Fühlst du dich dadurch deinem Partner näher oder schafft sie Distanz?

Lass dich auch wahrnehmen, wie es sich für dich und deine Partnerschaft anfühlt, wenn ein Schuldiger identifiziert wurde. Wie ist es, wenn jemand zugeschrieben bekommt: «Du bist hier das Problem! Es liegt an Dir, wie es uns geht!»

Fühlst du dich grundlegend erleichtert, wenn du darauf beharrst, dass sich der andere schuldig gemacht hat? Fühlt es sich heilsam an? Fühlst du dich deinem Partner näher?

Und nun lass dich damit experimentieren, was passiert, wenn die «Schuldfrage», bzw. «Du bist das Problem» oder «Ich bin das Problem» für ein paar Tage weglegst. Oder anders gesagt, du bemerkst, wenn es auftaucht, aber handelst und kommunizierst nicht danach.

3. Schlüssel: Unterlasse es, deinen Partner direkt zu kritisieren und zu konfrontieren.

Wenn du deinen Partner immer wieder kritisierst, dann wird er sich früher oder später verschliessen. Er muss dies tun, um sich zu schützen. Er kann nicht immer unterscheiden, was konstruktive Kritik ist, oder ob jemand sein Wesen und sein gesamtes Dasein in Frage stellt. Instinktiv entscheidet er sich tendenziell für das Letztere.

Wenn du dich selbst oft kritisierst, falsch fühlst oder glaubst, dass du nicht genügst, dann schafft auch dies Distanz.

Gestehst du dir und deinem Partner zu, aus Unwissenheit oder Automatismen wiederholt Fehler zu machen? Und bist du daran interessiert zu verstehen, was dieses Verhalten antreibt?

Nimm wahr, was geschieht, wenn du immer wieder deinen Partner kritisierst. Ist er dann offen und nimmt deine Worte dankbar in Empfang? Fühlt er sich wertgeschätzt und durch dich unterstützt?

Nimm wahr, was geschieht, wenn du dich selbst oft kritisierst. Bist du dann offen? Fühlst du dich gut?

Lass dich damit experimentieren, Kritiken zu identifizieren und für ein paar Tage wegzulegen. Wenn es dir gelingt, diese 3 Schlüssel für ein paar Tage anzuwenden, dann beginnt sich etwas zu verändern. Lass dich überraschen, wie dein Partner darauf reagiert. Wird er zugänglicher? Kann er sich mehr öffnen? Oder bleibt alles beim Alten?

Mir ist bewusst, dass es nicht einfach ist, die 3 Schlüssel von heute auf morgen anzuwenden. Sei geduldig mit dir und deinem Partner.

Veränderung braucht Zeit.

Im nächsten Video werde ich mehr auf das Thema Streit eingehen und wie ihr als Paar verletzende Gespräche vermeiden könnt.

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