Man hört von einigen Paaren, dass sie in Zeiten von Corona mehr mit emotionalen Spannungen zu tun haben. Was geschieht hier?

Jetzt, wo die gewohnten Abläufe nicht mehr funktionieren, besteht die Gefahr, dass wir gereizter reagieren. Wir haben weniger Geduld und sind empfindlicher. Wir fühlen uns eingeengt.

Und dann gibt es die Paare, die es geniessen, mehr Zeit füreinander zu haben. Sie führen mehr Gespräche, lassen sich treiben, schenken sich mehr Berührung und Umarmungen. Leben eine freiere, spontanere Sexualität.

Schön, wenn das möglich ist.

Ich möchte hier zu den Paaren sprechen, die miteinander in Spannung stehen und Mühe haben, den Paar-Raum erfüllend zu gestalten.

Auf engerem Raum, wenn Ängste, Sorgen und der Druck auf die Partnerschaft einwirken, dann ist es möglich, dass alte Konflikte aufbrechen. Konflikte, die vielleicht nie gelöst werden konnten. Alte Verletzungen, ungeklärte Missverständnisse und angestauter Ärger bahnen sich ihren Weg nach oben, wenn ein Paar nicht wie gewohnt ausweichen kann.

Paare, die es nicht gewohnt sind, Konflikte offen und konstruktiv anzugehen, sind allenfalls jetzt überfordert. Das ist für mich verständlich, da es nicht einfach ist, ohne Hilfe aus den alten Mustern herauszukommen. An dieser Stelle versuchen Paare intuitiv eine eigene Lösung zu finden. Sie nehmen sich vor, netter und aufmerksamer miteinander umzugehen. Mehr Geduld zu haben. Nicht aufzustacheln.

Das ist lobenswert, funktioniert jedoch nur so lange, bis der nächste Trigger kommt.

Was sind Trigger?

Trigger passieren in den Momenten, wo der andere etwas sagt, macht oder nicht macht und dies bei uns zu raschen Wechsel von Emotionen und körperlichen Reaktionen führt. Manche Trigger lassen uns einschnappen, argumentieren, uns verteidigen oder rechtfertigen, schreien, aber auch Türen knallen, Gegenstände werfen, in Vorwürfe geraten, emotional kollabieren oder gar den Raum verlassen.

Es ist für die Betroffenen frustrierend, dass sie immer wieder in diese Situationen hineingeraten – obwohl sie dies nicht wollen. Oft ist der Stimmungswechsel für den anderen in dem Ausmass nicht verständlich.

Wenn es gut geht, beruhigen sich die Gemüter in der Regel innerhalb Stunden wieder oder sie dauern ein paar Tage oder sogar Wochen an.

Jedes Mal wird ein solches Ereignis auf einem inneren Konto abgespeichert. Es wirkt wie im Hintergrund. Gleichzeitig schwingt eine Angst mit, dass es wieder passieren könnte. Und… das wird es. Wenn die Konflikte nicht wirklich geklärt werden, dann tauchen sie bei der ersten besten Gelegenheit wieder auf.

Die Folge davon ist, dass wir es entweder nicht wagen, gewisse Dinge anzusprechen oder wir glauben, dass wir auf den anderen genügend einreden müssen, damit dieser sein Verhalten ändert.

Dieses Verhalten führt dies fast mit Sicherheit zu noch mehr Frustration. Der Partner fühlt sich bevormundet. Fühlt sich nicht verstanden. Fühlt sich allein und, wie er glaubt, zu Unrecht kritisiert.

Und derjenige, der die Dinge anspricht, gerät immer mehr in Verzweiflung, weil er nicht ankommt. Er fühlt sich nicht gehört und nicht wahrgenommen in seiner Enttäuschung.

Was könnt Ihr als Paar tun, wenn Ihr mit emotionalen Spannungen kämpft?

Wenn Ihr als Paar mit Triggern und emotionalen Spannungen zu kämpfen habt, dann wird es Zeit, Euch darum zu kümmern.

Der folgende Tipp ist für Paare, wo beide bereit sind, sich zu entwickeln und ihre Partnerschaft auf eine andere Eben zu bringen.

Wenn Du jedoch erlebst, dass Dein Partner nicht offen dafür ist, sich mit der Gesundung Eurer Partnerschaft zu beschäftigen, dann lass Dich nicht davon abhalten, Deinen Weg zu gehen. Wenn es schon länger nicht gut geht, dann ist dies eine Realität, die Du nicht länger ignorieren solltest.

Es kann viel passieren, wenn einer von Euch anfängt, die Dinge anders anzugehen.

TIPP:

  1. Lade deinen Partner dazu ein, dieses Video zusammen anzuschauen.
  2. Setzt euch voreinander hin und sprecht nacheinander folgenden Inhalt aus (jeder in seinen eigenen Worten):
    Hier ist wie im Video versprochen der kleine Beispiel-Text:«Schatz, wir beide geraten von Zeit zu Zeit in eine Situation, die ich nicht verursachen möchte. Dies tut unserer Partnerschaft nicht gut. Ich verstehe noch nicht wirklich, was die Ursachen sind, aber ich möchte Dir sagen, dass ich mit Dir den Dingen auf den Grund gehen möchte. Ich möchte mit Dir ein Experiment starten. Jedes Mal dann, wenn einer von uns sich angegriffen, verletzt oder bevormundet fühlt, dann machen wir einander darauf aufmerksam. In diesem Moment ist es nicht der richtige Zeitpunkt für Erklärungen, Rechtfertigungen oder Abwehr. Weil es uns nicht weiterhilft. Lass uns stattdessen versuchen, uns beide anzuhalten und uns eine kleine Pause zu erlauben!»

Comments

comments